Arbeit trotz Krankheit?

Gerade in der kalten Jahreszeit, in der Infekte Hochsaison haben, stehen täglich viele Arbeitende vor der Entscheidung, wie sie sich bei Krankheit verhalten sollen. Ab wann ist es angebracht sich krank zu melden und auszukurieren? Reicht ein Schnupfen um das Büro gegen Sofa zu tauschen oder ist das erst bei einer Grippe mit Fieber, Kopf und Gliederschmerzen angemessen? Wie lange soll ich mich krank melden und ist Home-Office eine Alternative?

Diese und viele weitere Fragen rund um das Thema Arbeit und Krankheit kann nur jeder für sich selbst, eventuell mit medizinischer Beratung, entscheiden. Klar ist jedoch, dass wir mit diesen Fragen nicht alleine stehen, sondern jeder davon betroffen sein kann. Europaweite Studien zeigen, dass etwa 55-65% aller Arbeitenden mehr als einmal im Jahr trotz Krankheitssymptomen, die auch eine Krankmeldung gerechtfertigt hätten, zur Arbeit gehen. Diese Zahlen sind in Corona-Hochzeiten etwas gesunken, aber ansonsten bereits seit Jahren konstant.

Aber was sagt uns das? Ist das gut oder schlecht?

Arbeit trotz Krankheit hat sowohl positive als auch negative Auswirkungen. Positiv scheint es, dass Ausfallzeiten geringer sind, Kollegen keine Aufgaben übernehmen müssen oder nichts nachgearbeitet muss. Das sind jedoch nur vordergründig positive Effekte, denn Gleichzeit sinkt die Leistungsfähigkeit bei Krankheit deutlich ab. Es wird nicht das gewohnte Arbeitspensum geschafft, der Arbeitnehmer ist weniger belastbar und trifft eventuell Fehlentscheidungen. Diese Auswirkungen sind nicht zu unterschätzen, denn Studien haben gezeigt, dass die Folgekosten der Arbeitgeber für Mitarbeiter die trotz Krankheit arbeiten, die reinen Ausfallkosten der krankgemeldeten Mitarbeiter weit übersteigen. Hierzu zählt auch, dass Mitarbeiter, die Krankheitssymptome konsequent ignorieren oder Medikamenten nehmen um arbeitsfähig zu bleiben, die Genesung damit behindern oder verlangsamen und im schlimmsten Fall die Chronifizierung von Krankheiten fördern. Das hat wiederum Auswirkungen auf den Arbeitgeber, weil Mitarbeiter so ihre Arbeitsfähigkeit dauerhaft gefährden und es zu längeren Ausfallzeiten kommt.

Aber die Arbeit trotz Krankheit kann die Genesung auch fördern – etwa bei einigen psychischen Erkrankungen. So kann die Arbeit struktur- und sinngebend für Betroffene wirken und soziale Kontakte fördern. Auch bei chronisch Erkrankten konnten positive Entwicklungen auf die Krankheitssymptome und deren Wahrnehmung beobachtet werden durch eine angemessene Beschäftigung. Natürlich ist dies immer im Einzelfall abzuwägen und sowohl durch die Art der Erkrankung also auch die berufliche Tätigkeit beeinflusst.

Wichtig ist, dass sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber sich mit diesem Thema auseinandersetzen und eine gewisse Sensibilität zeigen, denn nicht immer ist der Mitarbeiter, der nie ausfällt und in allen Situationen immer zur Verfügung steht, für das Unternehmen am rentabelsten.

Wie stehst du zu dem Thema?

Bist du bereits trotz Krankheit zur Arbeit gegangen?

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