Home-Office als Alternative zur Krankmeldung?

Der Hals kratzt, die Nase läuft, Kopfschmerzen beim Aufwachen – schon wieder erkältet? In der kalten Jahreszeit machen Infektionskrankheiten die Runde und viele erwischt es mehr als einmal. Sollte ich mich jedes Mal für eine Woche oder länger krankschreiben lassen? Was denkt mein Arbeitgeber oder die Kollegen? Ist das überhaupt notwendig? So schlecht geht’s mir gar nicht. Diese und weitere Fragen stellen sich viele Arbeitende, wenn es darum geht, sich im Krankheitsfall richtig zu verhalten. Wie gehen wir damit in unserer modernen Arbeitswelt um, in der immer mehr Höchstleistungen erwartet werden?

In den letzten Jahren sind, gefördert durch die Pandemie, flexible Arbeitsmodelle stark im Wachstum. Die Möglichkeiten, im mobilen Office oder Homeoffice zu arbeiten, sind in vielen Branchen selbstverständlich geworden – allen voran im Bereich IT. Etwa 90% aller Beschäftigten in der IT arbeiten zeitweise oder vollständig ortsungebunden, meist aus dem Homeoffice. Dies bringt für viele Beschäftigte Vorteile mit sich. Lange Arbeitswege entfallen und führen zur Zeit- und Kostenersparnis, Pausenzeiten können flexibler genutzt werden und viele Beschäftigte berichten, dass sie konzentrierter und störungsfreier arbeiten können.

Im Krankheitsfall bietet die Tätigkeit aus dem Homeoffice niedrige Hemmschwellen mit Einschränkungen weiterzuarbeiten. Das Haus muss nicht verlassen werden, es kann im Jogging Anzug vom Sofa aus gearbeitet werden, es besteht keine Gefahr Kollegen zu infizieren und in der Pause kann problemlos ein Erholungsschlaf gemacht werden. Daher scheint das Homeoffice vielen Beschäftigten als gute Alternative zur Krankmeldung. Häufig mag das auch funktionieren, aber die Risiken dieses Verhaltens sollten nicht ignoriert werden. Im Krankheitsfall ist unser Körper nur eingeschränkt arbeitsfähig. Die Belastbarkeit sinkt, Reaktionszeiten sind eingeschränkt und es kommt häufiger zu Fehlern oder Fehlentscheidungen. Somit stellt sich die Frage, wie qualitativ hochwertig meine Arbeitsleistung ist, die ich krank im Homeoffice erbringe. Vielleicht würde ich die gleichen Aufgaben gesund besser und schneller lösen?

Darüber hinaus benötigt der Körper bei Krankheit ausreichend Zeit zur Erholung und Regeneration. Die Arbeit über mehrere Stunden am PC fördert beispielsweise Kopfschmerzen und Verspannungen, was zu längeren Genesungszeiten oder sogar zur Verschlimmerung der Symptome führen kann. Somit gilt es zu überlegen, wann es zur Genesung sinnvoller ist, sich für ein paar Tage eine Auszeit zu gönnen.

Studien haben gezeigt, dass Beschäftigte zunehmend bei Krankheit im Homeoffice weiterarbeiten und dies teilweise nicht einmal als Arbeitszeit wahrnehmen. Nur schnell die wichtigsten E-Mails bearbeiten, Termine koordinieren und Aufgaben an die Kollegen übergeben – das ist ja keine Arbeit sondern notwendig. Hier ist es wichtig, sowohl als Arbeitnehmer als auch als Arbeitgeber sensibel zu sein und notwendige Erholungszeiten sich selbst und anderen zu ermöglichen. Nur so bleiben wir dauerhaft gesund und leistungsfähig.

Wie geht es dir mit dem Thema?