Warum Frauen in der IT immer noch Ausnahmen sind

Tagtäglich sind wir Frauen umgeben von der Digitalisierung – egal ob wir die neuesten Gesundheitsapps checken, mit Alexa Musik hören, beim Einkauf die Herkunft des Bio-Fleisches via Smartphone klären oder uns die neuesten Trends mittels Algorithmen auf unseren Social Media Seiten vorgeschlagen werden.

Doch warum fällt es Frauen immer noch schwer, sich mit IT und Digitalisierung zu identifizieren und den Schritt in das vermeintlich typisch männliche Berufsfeld zu wagen? Obwohl die Thematik so viele verschiedene Seiten zu bieten hat, ist die Aufteilung der Geschlechter in der IT unausgeglichen.

In Österreich beträgt die Zahl der Informatikabsolventinnen ca. 15 %, in Deutschland findet man ca. 16,6 % an weiblichen IT-Fachkräften im Berufsleben. Dass es auch anders geht, zeigen unsere östlichen Nachbarländer. So sind lt. einer Eurostat-Untersuchung zB in Bulgarien ca. 26,5 % der IT-Fachkräfte Frauen, somit ist Bulgarien Spitzenreiter unter den EU-Staaten.

Doch auch zb. in Indien und Malaysien ist der Anteil der Frauen in der IT eklatant höher und liegt bei 40 % in Indien und sogar bei 50 % in Malaysien. Dieser hohe Prozentanteil erscheint zuerst irritierend, aber schenkt man aktuellen Studien Glauben, resultiert dieses Ergebnis schlichtweg daraus, dass die IT-Branche Frauen in diesen Ländern einen sicheren Arbeitsplatz und ein gutes Einkommen bietet. Gerade in Ländern, wo die Gleichberechtigung weiter fortgeschritten ist, so die Studien, hätten Frauen mehr Jobmöglichkeiten zur Auswahl und entscheiden sich deshalb öfter für einen anderen – vermeintlich „weiblicheren“ – Beruf.

Doch auch die „konservativen Familien- und Denkstrukturen sowie die konservative Gesellschaft und eingeprägten Rollenbilder“ können laut Gertrude Kappel die Gründe sein, warum so wenige Frauen in die IT-Branche finden. So gelten technische Berufe als „männliche“ Resorts, da immer noch das Rollenbild des technisch affinen Jungen in den Köpfen steckt und nicht das des technisch versierten Mädchens. Frau Gertrude Kappel ist Professorin für Wirtschaftsinformatik an der TU Wien und ist im Dekanat der Fakultät u.a. im Bereich Diversity tätig.

Und genau diese oben genannten Rollenbilder haben eklatante Auswirkungen. Laut einer Studie der FH Oberösterreich, in denen mehr als hundert Schülerinnen interviewt wurden, sagten 90 % der Mädchen, die ein Informatik-Studium anstrebten, dass ihnen von ihren Familien, Freunden und Bekannten nahegelegt wurde, sich doch eher für einen frauenspezifischeren Beruf umzusehen. Daraus abgeleitet verwundert es nicht, dass sich ca. 75 % der befragten Schülerinnen ein Informatikstudium nicht zutrauen.

Jedoch ist eine Kehrtwende in Sicht. Verschiedene Universitäten und Fachhochschulen mit Schwerpunkt IT setzen vermehrt den Fokus auf weibliche Interessenten. So werden Lehrpläne angepasst, sogar das Wording des Studienganges überarbeitet, um für Frauen attraktiver zu wirken, Mentoring-Programme werden angeboten sowie Programmierkurse, um sich auf das Studium bestmöglich vorbereiten zu können.

Auch interessant zu wissen: Programmieren war Anfang des 20. Jahrhunderts ein typischer Frauenberuf! So soll Grace Hopper der „Cosmopolitan“ in den 1960er Jahren gesagt haben: „Programmieren ist wie Essen zubereiten“. Grace Hopper schuf im Jahre 1949 den ersten Compiler, der Quellencodes in Maschinencodes umwandelt. 1957 entwickelte sie die Programmiersprache Flow-Matic.

Also Mädels, ran an die (IT)-Macht! Bewerbt euch jetzt und wir finden für euch den passenden Job – frei von jedem Klischee!

 

Quelle: https://derstandard.at/2000099099551/Warum-so-wenige-Frauen-den-Code-knacken-wollen